BOI: Gold-Medaille in Rumänien
Neben Goldmedaillengewinner Nikola Djokić aus Luzern (Kantonsschule Alpenquai Luzern) verpasste Cyril Frei aus Tägerig (Kantonsschule Baden, AG) nur knapp eine Bronzemedaille. Peter Müller aus Kirchdorf (Kantonsschule Wettingen, AG) gehörte ebenfalls dem Schweizer Team an, das sich Ende Mai im Final der Schweizer Informatik-Olympiade qualifiziert hatte. Die Delegation wurde von den ETH-Informatikstudenten Serge Balzan und Daniel Graf geleitet.
Schwierige Aufgaben, elegante Lösungen
Die Schweizer Nachwuchsinformatiker massen sich während einer Woche mit sechs algorithmischen Rätseln in einem Wettbewerb mit rund 45 Nachwuchstalenten aus ganz Osteuropa. „Die Aufgaben waren alle sehr knifflig“, berichtet Teamleiter Daniel Graf. „Die Teilnehmer mussten bekannte Algorithmen kombinieren oder komplett neue Ideen entwickeln und in Programmcode umsetzen. Nikola hat diese Herausforderungen besonders clever bewältigt und die Zeit sehr effizient eingesetzt.“
Ziel einer Aufgabe war es, ein kryptographisches Gerät zu analysieren. Mittels einer Computerschnittstelle konnten die Teilnehmer mit dem Modul interagieren. „Nikola analysierte die Regelmässigkeiten des Codes geschickt und konnte so die Verschlüsselung knacken“, so Daniel Graf.
Die Lieblingsaufgabe von Nikola Djokić war jedoch eine andere: „’Compare’ war mein Favorit. Sie war aussergewöhnlich und originell. Eine spezielle Herausforderung“, freut sich Djokić. Es gelang ihm, eine vorgegebene Zahl mit möglichst wenigen Bits zu speichern und effizient mit einer zweiten Zahl zu vergleichen. „Es wäre wohl möglich gewesen, noch ein, zwei Bits mehr einzusparen, aber alles weitere grenzt an Magie!“, so der 18-jährige Luzerner.
Glanzresultat und viele positive Erinnerungen
Die Spannung war gross, als im Luxushotel Metropolis in Bistrița die Medaillenvergabe begann. Im festlichen Rahmen gab der Chairman der Olympiade, Herr Constantin Gălăţan, die Gewinner bekannt. Nikola Djokić erreichte mit 362 von 600 möglichen Punkten, den hervorragenden zweiten Platz. Dafür überreichte ihm Marius Andrei, Mitglied des wissenschaftlichen Komitees, eine der vier begehrten Goldmedaillen. „Nikola did a perfect job this week“, gratulierte Andrei nach der Verleihung und interessierte sich sehr für Nikolas Lösungsansätze.
Cyril Frei verpasste die Bronzemedaille nur knapp: „Ein kleiner Fehler, der sich mit einer einzigen Programmzeile hätte beheben lassen, hat schliesslich den Ausschlag gegeben. Das ist zwar ärgerlich, aber mir bleiben vor allem die vielen neuen Kontakte, die ich mit Studierenden aus ganz Osteuropa knüpfen konnte, in Erinnerung.“ Peter Müller ergänzt: „Ich habe sehr viel gelernt in dieser Woche und werde nach den Sommerferien sicher wieder an der Informatik-Olympiade teilnehmen.“
Salzmine und Dracula-Schloss
„Die Organisatoren scheuten keinen Aufwand auch neben dem Wettbewerb ein abwechslungsreiches Programm zu bieten“, so Serge Balzan. Am wettbewerbsfreien Tag erkundeten die BOI-Teilnehmer Siebenbürgen. „Die Salzmine in Turda war sehr imposant“, erzählt Peter Müller begeistert. Cluj-Napoca, die grösste Stadt in Transsilvanien, besuchten die Olympioniken ebenfalls. Nikola Djokić fügt schmunzelnd hinzu: „Das Dracula-Schloss war eindrücklich - so schöne Blumengärtchen hätte Dracula allerdings wohl kaum gepflegt.”
Gab es zwischendurch mal eine Wartezeit, so wurde diese fleissig dazu genutzt, um sich gegenseitig ungelöste Probleme zu erklären. Über die Vor- und Nachteile eines Range-Trees in Kombination mit konvexen Hüllen konnten die Jungprogrammierer auch gut während einer langen Busfahrt fachsimplen.
Viel Training macht sich bezahlt
Im Vorfeld der Olympiade nahmen die Olympiadenteilnehmer aus der Schweiz an drei internationalen Vorbereitungslagern teil. Schweizer Delegationen wurden, dank guter Beziehungen nach Osteuropa (wo Informatik, anders als in der Schweiz, an den Schulen Pflichtfach ist) zu mehreren Wettbewerben in Rumänien und in der Slowakei eingeladen.
Anfang Februar luden die Schweizer Informatik-Olympiade und die Schweizerische Alpine Mittelschule Davos drei Delegationen aus Russland, Hongkong und der Slowakei, zusammen mit den besten zwölf Teilnehmern aus der Schweizer Vorrunde, nach Davos ein. An fünf Tagen lernten die jungen Talente neue Algorithmen kennen und massen sich am Abend jeweils in einem praktischen Wettbewerb.
Wenig später nahm eine Schweizer Delegation an einem internationalen Wettbewerb in Mathematik und Naturwissenschaften in Rumänien teil, wo Nikola Djokić bereits eine Bronzemedaille in Informatik gewann. Ende April schliesslich nahmen vier Schweizer, als Training ausser Konkurrenz, an der Finalrunde der slowakischen Informatik-Olympiade teil.
„Die vielen Wettbewerbsrunden in den Trainingswochen im Vorfeld der Olympiade erlaubten es mir, intensiv zu trainieren und trotzdem Spass zu haben“, berichtet Djokić. „Das liegt mir deutlich besser, als alleine zu Hause zu üben.“ Für Nikola Djokić und Cyril Frei ist das Olympiadenjahr noch nicht zu Ende. Beide reisen demnächst nach Amsterdam an die internationale Mathematik-Olympiade und anschliessend nach Pattaya City in Thailand, an die internationale Informatik-Olympiade.