IOI 2017 in Iran
Vom 28. Juli bis am 4. August 2017 vertreten Fabian Haller, Ian Boschung, Jan Schär und Nicolas Camenisch die Schweiz an der Internationalen Informatikolympiade (IOI) 2017 in Teheran, Iran. Die Delegation ist bereits am 24. Juli angereist, um noch ein paar Tage die Stadt anzuschauen.
Hier berichten wir fortlaufend über unsere Erlebnisse vor Ort.
Teilnehmerberichte
24. und 25. Juli: Hinreise und erster Ausflug in die Stadt
Letzten Montag verliessen wir die Schweiz, um nach Teheran zu gehen. Wir hatten aber bereits vor dem Abflug ein wenig Stress, da für unseren Flug nach London 3 Stunden Verspätung angekündigt waren. Am Flughafen hat sich dieses Problem aber schnell gelöst und wir wurden kurzerhand auf einen Swiss-Flug nach London umgebucht. Im Flug von London nach Teheran erhielten wir ein Upgrade in die First Class, was uns sehr freute. Johannes verpasste leider den Flug. Wir hatten mehr Platz für unsere Beine und unser Essen war sehr lecker. Am Flughafen in Teheran wurden wir von unseren zwei Guides abgeholt und fuhren mit zwei Taxis zu unserem Hotel. Scheinbar waren wir so wichtig, dass wir sogar eine Polizeieskorte brauchten, da auf dem ganzen Weg ein Polizeiauto vor uns herfuhr.
In unserem Hotel konnten wir erst mal Frühstücken und noch einige Stunden schlafen. Am Nachmittag wollten wir dann das erste Mal in die Stadt. Wir mussten aber feststellen, dass unser Hotel ziemlich weit vom Stadtzentrun entfernt ist und wir auch noch kein Bargeld für ein Busticket hatten. Nach kurzer Zeit wurden wir glücklicherweise von einem Iraner angesprochen, der uns helfen wollte. Er hat uns dann mit dem Bus ins Stadtzentrum begleitet und uns etwas herumgeführt. Auch konnten wir unsere Dollars und Euros in Rial wechseln. Die Währung im Iran ist ziemlich verwirrend, da ein Euro ungefähr 40’000 Rial ist. Die Preise sind manchmal aber auch in Toman angegeben, wobei 10 Rial ein Toman ist.
Am Abend sind wir dann in unser Hotel zurückgekehrt und haben dort im Restaurant gegessen.
26. Juli: Besuch des Bazars
Am Mittwoch Morgen ist Johannes endlich wieder zu uns gekommen. Nach dem Frühstück sind wir mit dem öffentlichen Bus in den südlichen Teil der Stadt gefahren. In der U-Bahn-Station haben wir erstmal für Johannes eine ÖV-Karte gekauft, und sind dann mit der U-Bahn noch weiter ins Stadtzentrum gefahren. In der U-Bahn kamen Iraner vorbei, bei denen man Samsung-Ladegeräte, Selfie-Sticks und Fidget-Spinner kaufen konnte. Im Stadtzentrum angekommen, haben wir den Basar besucht. Der Basar ist ein grosses Netz von überdachten Gassen mit kleinen Läden auf beiden Seiten. Er ist mehrstöckig und beinhaltet hunderte von Läden, wo alle möglichen Waren angeboten werden. Natürlich haben wir einen Teppichladen besucht, und die verschiedenen persischen Teppiche bestaunt. Nachdem wir genug durch die Gassen gelaufen waren, haben wir noch eine Moschee besucht. Anschliessend sind wir wieder zum Hotel zurück gefahren, und haben unterwegs Takeaway-Essen gekauft, z.B. ein Falafel-Sandwich. Am Nachmittag wollten einige von uns in den Pool des Hotels gehen, aber es wäre sehr teuer gewesen, und während der IOI ist es gratis. Also haben wir stattdessen Karten gespielt.
27. Juli: Glaswarenmuseum und Golestan-Palast
Nach dem Z’morge bekam jeder von uns eine iranische SIM-Karte, damit wir auch unterwegs miteinander kommunizieren können. Dann fuhren wir mit dem polnischen Team und unseren Guides in einem kleinen Bus in die Stadt, um einige Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Zuerst sahen wir ein paar schöne Gebäude von aussen und liefen durch ein Quartier mit einer Kirche zum Glas- und Töpferwarenmuseum. Es ist in einer alten Villa mit einem schönen Park. Die ausgestellten Gegenstände zeigen die Geschichte von Keramik und Glaswaren in der Region um Iran.
Als wir wieder aus dem Museum rauskamen, flohen wir sofort in den Schatten, denn draussen war es Mittag und etwa 40 Grad, während es drinnen überall stark runtergekühlt ist. Wir entschieden uns trotzdem, noch in den Golestan-Palast weiterzugehen. Dieser besteht aus mehreren schön verzierten Gebäuden in verschiedenen Stilen. Wir schauten den Marmorthron an und die Spiegelhalle. Diese ist in einem Gebäude, in dem alle Wände mit Mosaiken aus Spiegeln verziert sind. Der damalige Shah bekam beeindruckende Geschenke von Herrschern aus aller Welt, die er auch in dieser Halle ausstellte, in der auch sein Thron stand, bis er ermordet wurde.
Danach gingen wir noch in ein Restaurant im Keller des Palasts essen bevor wir zurück zum Hotel fuhren.
28. Juli: Parks und Registrierung
Nachdem wir uns am Vortag dazu entschlossen hatten, einen kleinen Spaziergang zu machen, um eine gute Aussicht zu geniessen, sind wir mit einem Kleinbus zu einem Park am Fusse der Hügelkette im Norden von Teheran gefahren. Weil die Iraner Freitag und Samstag Wochenende haben, gab es auch einige Leute im Park. Dieser stellte sich als schöner am Hang liegender und mit vielen kleinen Wegen durchzogener Erholungsort heraus. Zum Glück sind wir am Morgen gegangen, da das Klima noch um einiges angenehmer war, auch wenn wir uns allmählich daran gewöhnt haben. Oben angekommen hatten wir die Möglichkeit ein paar schöne Fotos mit Blick auf ganz Teheran zu schiessen. Nach diesem Ausflug sind wir zuerst ins Hotel zurückgekehrt, welches zunehmend mehr Leute der IOI zu beherbergen hatte, was man dann auch merklich am Mittagsbuffet zu spüren bekam. Obwohl Besteck vor den Kellnern nicht sicher war (sobald man sich vom Tisch entfernte, konnte man sich darauf einstellen, neues Besteck holen zu müssen) war die Dimension der IOI gut zu spüren. Am Nachmittag begaben wir uns dann in den “Birds Garden”, ein Park mit den verschiedensten Vögeln. Von der Taube, über den Adler, Vogelstrauss und Pelikan konnte man jeden nur erdenklichen Vogel finden. Nach der Rückkehr ins Hotel, die sich durch den vielen Verkehr in Teheran stark herauszögerte, spielten wir zum Abschluss des Tages Karten und gingen dann schlafen.
29. Juli: Probecontest und Eröffnungszeremonie
Heute war der Eröffnungstag der IOI. Nachdem wir Z’morgen gegessen haben, gingen wir um neun Uhr in die Contest Hall für den Übungscontest. Der Übungscontest ist dafür da, dass wir uns mit den Computern der IOI vertraut machen können und allfällige Probleme schon frühzeitig erkennen. Nachdem wir zu Mittag gegessen hatten (es gab wie immer Kebap mit Reis), stiegen wir in den uns zugeteilten IOI Car ein, welcher uns zum Milad Convention Center brachte. Das Convention Center ist ein grosses Gebäude neben dem Milad Fernsehturm (435 Meter). Während der Eröffnungszeremonie durften wir verschiedenen Musikgruppen und Reden (leider waren mache auf Persisch) lauschen. Während der ganzen Zeremonie wurden immer wieder die verschiedenen Teilnehmernationen vorgestellt. Nach etwa 2 Stunden war die ganze Feier leider auch schon vorbei. Als wir uns auf den Weg nach draussen machen wollten, wurden wir von einer Frau angesprochen, die ein Foto mit uns wollte, denn anscheinend wollte sie schon immer mal in die Schweiz reisen. Draussen angekommen, wurden wir von unser Guidin zu einem Softeis eingeladen, was wir dankend annahmen. Anschliessend kehrten wir unser Hotel zurück wo wir zu Abend assen. Da morgen der erste Contest Tag sein wird, wurden wir unter Quarantäne gestellt, dass heisst: Im Hotel eingeschlossen und vom Internet getrennt. Wir spielten noch einen Jass und gingen anschliessend ins Bett.
30. Juli: Erster Wettbewerbstag
Am Sonntag hatten wir den ersten Teil des Wettkampfs. Von 9 Uhr bis 14 Uhr hatten wir Zeit, um Programme für drei Aufgaben zu schreiben. Die Aufgaben fanden wir alle sehr schwierig und wir haben nur etwa 50 von 300 möglichen Punkten gemacht. Nach dem Contest haben wir aber festgestellt, dass viele andere Teams auch nicht so viele Punkte gemacht haben und einige von uns noch Chancen haben, eine Bronzemedaille zu gewinnen. Nach dem Mittagessen hatten wir dann nochmals Zeit, mit unseren Leadern unsere Programme zu überprüfen und zu verbessern. Am Abend sind wir in ein Planetarium gegangen, das uns aber ziemlich enttäuscht hat. Die zwei Filme die wir gesehen haben waren ziemlich kurz und die Qualität nicht überragend. Nach dem Znacht, das wir im Park neben dem Planetarium gegessen haben, sind wir noch über eine grosse Brücke gelaufen, die zweistöckig ist und auf der sich auch Cafés und Restaurants befinden. Am Abend waren wir dann sehr müde vom anstrengenden Tag.
31. Juli: Delfinarium und Milad Tower
Video des Tages: https://youtu.be/gxeshO3960Q
Am Montag Morgen besuchten wir das Delfinarium, wo wir eine Show mit einem Seehund und zwei Delfinen sahen. Die Delfine führten allerlei Tricks vor; sie machten Saltos, sprangen durch Ringe, zogen ein Gummiboot durchs Wasser, malten ein Bild, etc. Neben den IOI-Teilnehmern besuchten auch Iraner die Show, von denen die Kinder sehr laut kreischen konnten. Nach der Show gingen wir auf den Milad Tower, der gerade daneben stand. Bis zur Spitze ist er 435m hoch, die oberste begehbare Plattform ist bei etwa 300m. Von oben hatte man eine schöne Sicht auf Teheran. Es hat auch verschiedene Ausstellungen oben im Turm, z.B. von Wachsfiguren. Am Abend wurde das Internet abgestellt, weil am nächsten Tag der Contest war. Wir jassten und machten eine Kissenschlacht.
1. August: Zweiter Wettbewerbstag
Heute war der zweite Wettbewerbstag. Wir waren sehr gespannt wie es rauskommen würde, denn am ersten Tag war es dem Schweizer Team nicht super gelaufen, aber die Abstände waren auch noch klein genug, dass eigentlich für alle noch viel drinlag. Um Punkt neun Uhr begann der Wettbewerb. Die Aufgaben waren ein bisschen einfacher als am ersten Tag, und die Leute machten mehr Punkte. Nach viereinhalb von fünf Stunden waren Ian und Nicolas im Bronzebereich. Leider gab es wegen technischen Problemen eine Verlängerung um eine halbe Stunde, aber die Schweizer machten keine Punkte mehr, weshalb es am Schluss nur für eine Bronzemedaille für Nicolas Camenisch reichte. Nach dem Wettbewerb waren alle sehr hungrig und wir gingen Mittagessen. Danach ging es noch in den Botanischen Garten, wo wir auch z’Nacht assen.
2. August: Opark und Azadi Tower
Am Mittwoch Morgen haben sich die meisten männlichen Teilnehmer auf den Weg in den OPark gemacht, ein alpamareähnlicher Wasserpark. Neben unzähligen abenteuerlustigen Wasserrutschen hat es auch ein Wellenbad sowie mehrere Sprudelbäder. Nachdem wir alle Rutschen ausprobiert haben - mein persönlicher Favorit war jene, bei der man in einen Behälter einsteigen musste und sich nach einem drei sekündigen Countdown die Bodenklappe geöffnet hat und man praktisch senkrecht in den Abgrund raste und einen kleinen Looping machte - und vom vielen Treppenlaufen ermüdet waren, begaben wir uns zum Essen in das Restaurant des OParks, welches von den vielen Leuten sichtlich überrannt wurde und deshalb Wartezeiten von einer Stunde entstanden. Nach dem Essen wurde gewechselt und alle männlichen Teilnehmer mussten den Park verlassen, um den Teilnehmerinnen den Platz zu lassen. Am Nachmittag gab es dann eine kurze Besichtigung des Azadi Towers, eines der wohl schönsten und wohl auch bekanntesten Wahrzeichen Teherans und mein architektonischer Favorit.
3. August: Abschlussfeier
Die Frühaufsteher unter uns gingen um 5:00 Uhr auf eine Wanderung. Ich schlief lieber aus… Zum Z’mittag assen wir leider zum letzten Mal in der sehr abwechslungsreichen Küche des Evin Hotels. Um 16:15 fuhren wir mit einer vergleichsweisen kurzen Verspätung von ca. 45 Minuten in Richtung International Convention Center wo die Closing Ceremony stattfand. Die Zeremonie wurde von einem jungen, sehr dynamischen und engagierten Soziologiestudenten moderiert. Wir waren vor allem von seiner Kernaussage sehr überzeugt: “Informatik ist Nebensache und der eigentliche Zweck der IOI ist der kulturelle Austausch”. Die verschiedenen Teile der Zeremonie wurden jeweils von einer Musik oder Tanzeinlage getrennt. Einer dieser Einlagen war eine iranische Handtanzgruppe, wobei wir uns nicht einig sind, ob es sich um eine Tanzgruppe oder den lokalen Zeichensprach-Dolmetscher Verein handelte. Nach einer spannenden Rede des Vizepräsidenten des Bildungsministeriums wurden die Medaillen verliehen. Nicolas gewann eine Bronzemedaille.
Frisch ausgeschlafen gingen wir essen. Bei der Dinner Party gab das selbe abwechslungsreiche Menu wie immer: Reis mit Kebap. Im Hotel angekommen verteilten wir noch coolen Schweiz Merchandise (Mikrofasertücher und Ansteckpins). Vor dem Zubettgehen spielten wir noch eine entspannte Runde Jassen.