Silber an der IOI in Thailand

Nikola Djokić, Lazar Todorovic, Cyril Frei und Stefan Lippuner haben als Schweizer Delegation an der Internationalen Informatikolympiade (IOI) in Thailand teilgenommen. Nikola Djokić konnte sich erfolgreich in die Medaillenränge programmieren und erreichte eine Silber-Medaille.

Silvan Brüllmann
News

Erlebnisbericht der Teilnehmer

Strand

Kaum am Flughafen Zürich angekommen, die einen direkt von der IMO (International Mathematical Olympiad) in Amsterdam, wurden wir bereits mit dem ersten Informatikproblem konfrontiert: Die Check-In Automaten der Swiss wollten nicht richtig funktionieren. Während sich dieses Problem mit dem Business Check-In relativ leicht umgehen liess, konnten wir für die fehlenden Steckdosen im Flugzeug leider keine Lösung finden. Gezeichnet von der anstrengenden Reise und den Einreisekontrollen schliefen wir im Car zum Hotel ein und wachten erst wieder beim 5-Sterne Buffet im Hotel auf. Hier wurde uns auch Jane vorgestellt, die uns diese Woche als Führerin begleiten sollte.

Am nächsten Morgen fand die offizielle Eröffnungsfeier statt, welche vom thailändischen Premierminister Abhisit Vejjajiva geleitet wurde und uns mit verschiedenen thailändischen Darbietungen wie dem Tanz zur Geschichte des Kampfes zwischen Rama und Ravana unterhielt. Am Nachmittag konnten wir die Infrastruktur (Hard- und Software) für den Wettbewerb mit Hilfe einiger einfacher Aufgaben testen, worauf wir die verbleibende Zeit nutzten, um den Strand und die Sonne Thailands zu geniessen. Am Abend wurden uns die Mobiltelefone abgenommen und wir mussten uns in unseren Zimmern aufhalten, damit wir unter keinen Umständen an die Aufgaben vom nächsten Morgen gelangen konnten.

Am zweiten Tag nach unserer Ankunft wurde es ernst: Der erste Wettbewerbstag wartete auf uns! Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden wir in einer Art Riesen-Golf-Buggy zur Konferenzhalle gefahren, in der der Wettbewerb stattfinden sollte; wir hätten uns aber auch nicht erschöpft, wenn wir die geschätzten fünfzig Meter ganz einfach zu Fuss gegangen wären.

Contest Environment

Die Wettbewerbshalle selber war beeinduckend: Gefüllt mit einer Unmenge an Tischgruppen (mit Platz für jeweils vier Teilnehmer), regelmässig angeordnet in einem Gitter, um jedem Teilnehmer (oder besser gesagt dem Hilfspersonal) mithilfe von Zeilen- und Spaltenzahlen das Finden des vorbestimmten Platzes zu erleichtern. An diesem erwartete uns Verpflegung, das Couvert mit den Aufgaben und ein Computer. Hier verbrachten wir die nächsten fünf Stunden und versuchten hochkonzentriert die Aufgaben zu lösen. Das Ende des Wettbewerbs wurde per Lautsprecher angekündigt (”Attention p’ease, attention p’ease! Five minutes left, fiiiive minutes left”). Der starke Akzent des Sprechers gab dem Ganzen eine etwas komische Note; wahrscheinlich werden wir ihn nicht so schnell vergessen. Den Rest des Tages nutzen wir, um uns im Pool oder Bett von den Strapazen zu erholen.

NongNooch

Um Abwechslung zu schaffen, gab es einen Ausflug zum nahegelegenen botanischen Garten Nong Nooch. Die Anfahrt erfolgte in einem Konvoi aus 17 Reisecars mit Polizeieskorte. Im Car lernten wir auch unsere Touristenführerin kennen; Nikola verstand es sofort, sie und vor allem ihr häufig eingeschobenes “Nyan!” zu parodieren. Im Garten wurde man in offenen Bussen herumgefahren und durfte dann selbst noch auf Erkundungstour gehen. Da es aber kaum Erläuterungen gab und die Pflanzen auf den ersten Blick nicht allzu spektakulär waren, hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen. Dieser Eindruck wurde auch nicht durch das Mittagessen verbessert, welches nicht an das anknüpfen konnte, was wir vom Hotelbuffet gewohnt waren. Nach einer ebenfalls eher dürftigen Vorstellung und (gestellten) Thaiboxkämpfen konnten wir die Hauptattraktion bestaunen: Elefanten, die alle möglichen Tricks ausführten, von “Fussball” über “Darts” bis hin zum Herumtragen von Menschen auf ihrem Rüssel. Das Einzige, was unsere Freude trübte, waren einige Zweifel über die Behandlung der Tiere, schliesslich trugen einige Dresseure spitze Pickel, die als Drohung eingesetzt zu werden schienen. Bei unserer Rückkehr zum Hotel hätte eigentlich die Möglichkeit bestanden, an einem organisierten Freizeitprogramm (“Variety for Fun”) teilzunehmen. Wir schlugen diese Möglichkeit aber aus und nutzten die Gelegenheit, uns schon einmal auf den nächsten, entscheidenden Tag vorzubereiten.

Nun stand uns noch der zweite Wettbewerbsteil bevor. Die Aufgaben entsprachen allen Erwartungen und scheuten sich vor gar nichts, wenn es darum ging, uns mit allen denkbaren Herausforderungen (darunter auch die gefürchteten Bignums und Handoptimierungen) zu torpedieren. Nach dem Wettbewerb stürmte ein aufgeregter Mob aus dem grossen Saal und überrollte jeden Laptopbesitzer in einer panischen Suche nach den Ranglisten. Während des Mittagessens konnten wir dann über unsere dummen Fehler und verpassten Medaillen klagen, jedoch sahen wir bald einen Trost, denn es stand uns ein freier Nachmittag bevor. Diesen nutzen einige von uns für einige Runden Paintball gegen das mazedonische Team, welche selbstverständlich meistens gewonnen wurden, während andere eine verdiente Erholung genossen.

Sanctuary of Truth

Die zweite Exkursion führte uns in die Ancient City, während die Teamleader und Gäste in Bangkok den grossen Palast, den Wat Prakeaw und die Vimanmek Mansion besichtigten. Die Ancient City ist eine Sammelstätte von Kopien und Replikas von berühmten Gebäuden aus ganz Thailand. Die Meinungen darüber waren sehr geteilt, da es einige von uns grossartig fanden, so viele antike Tempel, Statuen und sonstige Bauten an einem Tag zu sehen, während andere darüber klagten, wie unauthentisch die verkleinerten Replikas waren. Beim (nachgebauten) Floating Market waren wir uns hingegen einig, dass die kleinen Shops wirklich originelle und interessante Sachen verkauften, wie z.B. Frozen-Softdrinks-on-a-stick oder Sandwiches mit Vanilleglace und Bohnen, wobei unsere Freude durch die extrem tiefen Preise noch mehr gesteigert wurde.

Unser Hotel

Nachdem wir zum ersten Mal ausschlafen konnten (an den Tagen zuvor wurden wir stets um 6.30 vom Mo’ning Ca’ aus dem Schlaf geholt), gingen wir gemütlich essen, denn es stand nur noch die Abschlusszeremonie bevor. Diese bestand aus diversen Reden und Darbietungen, unter anderem einem Marionettenspiel (2 Marionetten geführt von je 3 Personen!) und einer Musikdarbietung eines Chors, der von einem interessanten Mix aus westlichen Instrumenten wie E-Gitarre und eher traditionellen Streichinstrumenten begleitet wurde. Das Ende der Zeremonie bestand aus der Übergabe der Medaillen an die Gewinner. Gespannt warteten wir also auf den Moment, in dem Nikola Djokić endlich seine verdiente Silbermedaille entgegennehmen durfte. Nach einem üppigen Abschiedsdinner unter Sternenhimmel beschlossen wir, doch noch kurz Pattaya einen Besuch abzustatten. So bekamen wir die berüchtigte Walking Street mit ihren eher anrüchigen Geschäften zu Gesicht. Nachdem wir während der Woche eher die Gegensätze zur westlichen Kultur erfahren haben, erkannte man hier doch fast so etwas wie den grössten gemeinsamen Teiler. Parallelen zu Amsterdam waren unübersehbar.

Der letzte Tag wurde noch ausgiebig genutzt, um die Annehmlichkeiten des Hotels zu geniessen. Manche beanspruchten also noch das gratis WLAN, das für einmal absolut problemlos funktionierte, da es nicht mehr von 30 Informatikern gleichzeitig genutzt wurde. Andere hingegen verbrachten ihre freie Zeit noch im Pool oder am Strand oder gaben ihre letzten Baht für eine Massage oder Jet-Skiing aus. Um 23.35 verliessen wir dann Thailand mit dem Flugzeug in Richtung Schweiz mit guten Erinnerungen an die IOI 2011.

Artikel von Irena Kulka

Royal Palace